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With Love From Paris

 

Während eines kurzen Parisbesuchs im Jahr 2015 entdeckte Jörg Steinbach eine stillgelegte und zwischenzeitlich als Grünanlage gestaltete Hochbahntrasse, die mitten durch die Stadt verläuft. Die Linie gibt von einem gleichmäßig eröhtem Standpunkt aus stark vorgeprägte Perspektiven auf die im Sommer fast menschenleere Stadt frei: auf die gleichmäßig nahen Vorder- und Rückseiten der Häuser, die unvermittelte Folge vorbeiziehender architektonischer Strukturen, die Intimität sich plötzlich öffnender Hinterhofwelten und, insbesondere über Straßenkreuzungen, nach unten und oben geöffnete oder durch Fluchtlinien vorstrukturierte Räume. Steinbach ging die Bahnstrecke ab und sammelte die sich einstellenden Ansichten in Farbaufnahmen ein. Die Ansichten „stellten sich ein“, weil der Fotograf die skizzierten visuellen Vorgaben in konzeptionelle Systeme überträgt. So bedingt der durchweg erhöhte Standpunkt Bildorganisationen, die Zentren und Symmetrien markieren. Scharfe senkrechte und bildparallele Schnitte beantworten die signifikanten Strukturkontraste und machen die zugrundeliegende Gleisbewegung sichtbar. Die Nähe des Blicks lässt eingehegte Plätze als Inseln im Delta der Straßen, Fassaden und des leeren Himmels hervortreten. Im hellen Tageslicht agiert das Grün der Bäume bildparallel im Vordergrund, Steinbach versetzt es mit der Wahl des Ausschnitts zusätzlich nach rechts oder links oder lässt sichtbar werden, wie sich die Farbe von ihrer Kulissenbindung lösen und in die Raumtiefe hinein fortsetzen kann. Auch der Titel der Arbeit, With Love From Paris , verdankt sich nicht der Eingebung des Künstlers. Er hat sich mit eingestellt und entstammt einem Graffito, das eine der Straßenlaternen auf dem S-Bahn-Plateau ziert. Der Titel bezeichnet die gesehene Stadt – doch auch die heitere und gelassene Atmosphäre der Bildserie, die an einem einzigen Tag entstand.  

Thilo Billmeier

 

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